Sonderverein der Züchter seltener Zwerg-Wyandotten

Züchter aus ganz Deutschland



Berichte | Hauptsonderschau | 2011 in Bückeburg

 

Die 43. HSS unseres Sondervereins fand zusammen mit dem SV der Zwerg-Italiener-Züchter in der Schlossremise des Fürsten Alexander zu Schaumburg-Lippe statt. Es war die erste HSS nach der 47-jährigen Ära Werner Schulze, der in dieser Ewigkeit als Vorstand das SV-Schiff jederzeit sicher an allen Klippen vorbei schiffte und unseren Sonderverein zu dem machte, was er heute ist. Gerne hätte er wohl noch die 50 Jahre vollgemacht. Sein Verlust riss eine Lücke in unseren SV, die wohl niemals ganz geschlossen werden kann. Dennoch werden wir alles dafür tun, um sein Lebenswerk so gut wie möglich in seinem Sinne fortzuführen und das wertvolle Schiff weiterhin erfolgreich auf Kurs zu halten.
Die Organisation der HSS wurde vom rührigen RGZV Bückeburg übernommen mit ihrem Ausstellungsleiter Manfred Dralle an der Spitze. An dieser Stelle möchten wir uns noch einmal herzlich beim Ausstellungsteam für die schönen Stunden und die mehr als großzügige Preisausschüttung aufs Herzlichste bedanken (von Überschüttung zu sprechen wäre wohl nicht übertrieben).
Dass in unserem SV das Gesellige nicht zu kurz kommt, davon konnte man sich speziell am stimmungsvollen Züchterabend wieder einmal überzeugen. Sehr gefreut haben wir uns über den Besuch unseres Zuchtfreunds und langjährigen Zuchtwarts der Gelben, Helmut Bonke, der sich sehr angetan zeigte vom Qualitätssprung der letzten Jahre in allen Farbenschlägen.
460 gemeldete Nummern seltener Zwerg-Wyandotten bedeuten ein klares Plus zum Vorjahr, womit wir mehr als zufrieden sein können.

Bei den 8 Stämmen aller unterschiedlichen Farbenschläge im SV konnte SR Hermann Kampers das Band auf einen hochfeinen Stamm braun-porzellanfarbiger Zwerg-Wyandotten von Matthias Walter vergeben (v), dicht gefolgt von den sehr typvollen roten von Heinrich-Wilhelm Risch (hv).

Es folgten 37,60 Gelbe, die von SR André Karl begutachtet wurden und sich aufgrund ihrer Meldezahl nicht nur den Spitzenplatz im SV, sondern auch das damit verbundene zweite SV-EB für die HSS 2012 sichern konnten.
Was bei den Hähnen kurzen Rücken zeigte, wurde rigoros zurückgestuft, ebenso waren Kopfpunkte  und Abschlussfülle oftmals Merkmale von Kritiken in der Wünsche- und Mängelspalte. Farblich konnten die Tiere gefallen, zu rote oder strohige Tiere waren selten zu sehen. Die Flügellage konnte dieses Mal etwas verbessert gezeigt werden, dafür war bei einigen Hähnen die Unterlinie noch ausgebauter zu wünschen. Wir müssen weiter darauf achten, im Körper lange Hähne mit genügend Masse hinter den Schenkeln, gutem Flügeleinbau und dem für die Farberhaltung bei den Hennen so eminent wichtigen Bronzeton im Schwanz der Hähne zu erhalten (v: H.-W. Risch, hv: H. Kampers und W. Rösener).
Bei den Hennen wurde ähnlich wie bei den Hähnen auf lange Körper Wert gelegt, dazu war die Federfestigkeit im Abschluss neben der leuchtend satten, möglichst ungesäumten Farbe der Hauptangriffspunkt. Was hier vom hohen Zuchtstand abwich, wurde konsequent zurückgesetzt. Einige Tiere konnten auch in der Abdeckfeder weniger haarig sein und die Steigung noch konstanter durchziehen. Dies wird auch in Zukunft mehr Beachtung finden müssen. Tiere mit sichtbarem Schwarz im Schwanz oder unvollständigen Schwingen können sg nicht erreichen. Für einen mustergültigen und nicht zu lockeren Abschluss ist neben breiten, festen Steuerfedern eine gute Füllung mit Beifedern essentiell. Ein guter Stand und eine satte gelbe Lauffarbe sind inzwischen Allgemeingut in fast jeder Zucht (v SV-EB: A. Westerfeld und R. Busse, hv: H.-W. Risch, L. Beinke, A. Westerfeld, und 3mal H. Kampers).

16,22 Rote stellten sich dem Urteil von SR Hermann Kampers. Schade, dass die Meldezahlen bei unseren Roten in den letzten Jahren zurück gegangen sind, wo doch die Züchter immer bereit sind gute Tiere zu fairen Preisen abzugeben und auf der HSS die Qualität der gezeigten Tiere sehr gut war. Bei den Hähnen wurde neben der Form mit den Unterpunkten lange Steigung, gute Standhöhe sowie  ausgerundete Unterlinie auf ein reine, lackreiche Farbe und breite Abschlussfedern Wert gelegt. Die zum Teil sehr groben Kopfpunkte vergangener Jahre sind schon deutlich verbessert worden, eine zuchtstandsbezogene Bewertung derselben tut aber immer noch Not. Auch manche in der Vergangenheit speziell bei den Roten zu beobachtenden wuchtigen Vertreter sind seltener geworden. Ein Hahn mit rußigem Untergefieder oder Pfeffer in den Handschwingen hat keine Chance auf ein sg. Klasse waren die satte Lauffarbe und der größtenteils freie Stand sowie die Federbreite (v: P. Hahn, hv: H.-W. Risch, L.-M. Lummer und P. Hahn).
Bei den Hennen gab es neben den schon länger bekannten Schwierigkeiten mit einer langen und straffen Steigung auch farbliche Herausforderungen zu meistern. Zwar war durchgängig eine lackreiche Mantelfarbe zu sehen, jedoch zeigen sich die Tücken manchmal erst in der Schwingenfarbe. Die Armschwingen müssen wie die Steuerfedern schwarzen Farbstoff enthalten, allerdings sollen die Handschwingen rein rot und völlig frei von Pfeffer sein, um für eine hohe Benotung infrage zu kommen. Leichter Pfeffer oder kleine Schwarzpigmentplatten an der Schwingenspitze können wir noch unter Wünsche tolerieren, wenn diese Einlagerungen sich aber dann punktförmig nach oben in Richtung Kiel ziehen, kann es kein sg mehr geben. Auch ein korrekter Kamm sollte angestrebt sowie die Abschlussfüllung verbessert werden (v SV-EB: H.-W. Risch, hv: P. Hahn und H.-W. Risch).

24,49 Blaue wurden von SR Heinz Marquardt zuchtstandsbezogen bewertet. Neben den hohen Ansprüchen an Form und Abschlussbreite und Abschlussfülle wurde bei den Hähnen auf korrekte Kopfpunkte Wert gelegt. Die Halsfarbe wird samtschwarz verlangt, für Brauneinlagerungen gab es untere Noten. Ebenso mussten Wünsche nach einer etwas breiteren und festeren Abschlussfeder konstatiert werden. Auch die gezogene Steigung sowie die Unterlinie wurden kritisch auf der Bewertungskarte in der Wünsche- und Mängelspalte vermerkt (v SV-EB: H. Petry, hv: T. Rell).
Die Hennen waren sehr unterschiedlich in der Farbe und wiesen meiner Meinung nach gegenüber 2010 eine Verschlechterung der durchschnittlichen Qualität auf. Die Grundfarbe variiert naturgemäß immer etwas, allerdings sollten zu dunkle und zu helle Tiere nicht mehr in die Preise kommen. Insgesamt konnten einige Hennen durchaus noch kräftiger sein. Weiter muss auf die gestreckte Form Wert gelegt werden. Standhöhe, Abschlussbreite und -fülle waren Kritikpunkte, bei manchen störten grobe Kopfpunkte das einheitliche Gesamtbild (v: T. Rell, hv: R. Busse, F. Stinglhammer und H. Petry).

24,43 Schwarz-Weißgescheckte wurden von SR Hans Müth begutachtet.
Sehr erfreulich waren die Hähne, die sich endlich stark verbessert präsentieren konnten. Neben den formlichen Aspekten wie Steigung, Abschlussfülle und -breite sowie der ausgerundeteten Unterlinie gaben vereinzelt auch die Kopfpunkte und die Farbgebung Anlass zur Kritik. Hähne, die fast zeichnungslos schwarz daher kommen, werden ebenso zurück gesetzt wie zeichnungsmäßig Überladene mit verwaschenem Übergang zwischen der rein weiß geforderten Perle und der Grundfarbe. Auch bei zu vielen weißen Schwingen (maximal 3 weiße Handschwingen sind in Ordnung) ist sg nicht mehr möglich (v SV-EB: A. Bosl, hv: H. Petry und A. Bosl).
Die Hennen waren wirklich klasse und sehr einheitlich im Gesamtbild. Vielfach waren schöne Formentiere zu bestaunen, sodass auch hier der Hauptschwerpunkt der Bewertungsarbeit auf die richtige Färbung gelegt werden konnte. Wir verlangen eine rein weiße dezente Zeichnung bei Junghennen, die scharf abgegrenzt gleichmäßig über den gesamten Mantel verteilt sein soll. Die Gleichmäßigkeit der Farbverteilung sollte noch besser werden, für die geforderte Rundumzeichnung sind allerdings rein schwarze Köpfe zu verwerfen. Auch soll die Zeichnung nicht zu grob werden, denn wir haben ja analog zu den Braun-Porzellanfarbigen im Grunde einen dreifarbigen Farbenschlag, bei dem Tupfen und Grundfarbe gleichfarbig sind. Klasse waren die satt gelbe Lauffarbe und der größtenteils freie Stand bei guter Körperlänge (v: A. Bosl, hv: C. Witteriede, J. Züger und 2mal R. Busse).

10,25 Braun-Porzellanfarbige konnten den Schwung der vergangenen beiden Jahre in qualitativer wie auch in quantitativer Hinsicht leider nicht bestätigen. Bewertet wurden sie von SR Hermann Kampers. Bei den 1,0 wären neben den Wünschen in formlicher Hinsicht (mehr Steigung, Abschluss breiter und gefüllter) auch bei einigen Tieren eine sattere Hals- und Grundfarbe sowie weniger Weißanteile in den Schwingen vorteilhafter. Auch die Treppenzeichnung und die Flügelbinde könnten noch etwas klarer sein. Die Kopfpunkte bedürfen weiterhin einer etwas nachsichtigeren Bewertung (hv SV-EB: M. Brümmer).
Bei den 0,1 ähnelten die Wünsche denen der schwarz-weißgescheckten Hennen doch sehr: Zeichnungsabgrenzung und -verteilung waren neben der Größe der einzelnen Areale der dreifarbigen Federn wesentliche Punkte bei den Farbmerkmalen. Auch die naturgemäß variierende Grundfarbe könnte hier und da noch korrekter sein. Besonders geachtet wurde aber auf die langgestreckte Form mit gezogener Steigung und gut gefülltem Abschluss (v: M. Walter, hv: C. Züger, 2mal M. Brümmer und 2mal M. Walter).  

20,26 Lachsfarbige wurden von SR Wolfgang Roschke begutachtet. Es wurden in den letzten Jahren durch Einkreuzungen zwar Form, Stand und Feder verbessert, als schweres Erbe daraus haben sich aber nun massive Farbprobleme eingeschlichen, die es ohne Wenn und Aber in Reinzucht zu bekämpfen gilt, wenn der Abwärtstrend der letzten Jahre gestoppt und die Lachsfarbigen wieder zu alter Blüte geführt werden sollen. Zwar scheint die Talsohle langsam durchschritten, dennoch darf es auch weiterhin kein Nachlassen in farblicher Hinsicht geben!
Bei den 1,0 fordern wir keinen Krausenfleck, allerdings sind die verdeckten braunen Einlagerungen im elfenbeinfarbigen Halsbehang von elementarer Bedeutung für die Farbvererbung bei den Hennen. Fehlen diese oder ist zu viel Silberfaktor im Hals, hat das Tier weder für die Zucht noch für den Ausstellungskäfig einen Wert. Das hell geforderte Flügeldreieck sollte zumindest angedeutet vorhanden und nicht rein schwarz sein. Ebenso waren Wünsche in der Rückenfarbe sowie im teilweise spärlich vorhandenen messinggesäumten Rotbraun auf den Flügeldecken zu registrieren. Die Hahnenbrust muss rein schwarz sein, nur so bekommen wir bei den Hennen den unerwünschten Überlauf der Lachsfarbe in Unterbrust und Bauch in den Griff. Einige 1,0 sollten in den Kopfpunkten feiner sein, diese sind aber vor dem Hintergrund der Schwierigkeiten mit Färbung und Form von nachgeordneter Bedeutung (v: H. Schulze, hv: A. Weißen).
Bei den Hennen sind neben den Formmerkmalen auch die Attribute aus farblicher Sicht zu nennen, die besonders Probleme machen. Mehr Lachsrot auf den Flügeldecken und reinere Bauchfarbe waren hier neben der klareren Säumung im Mantel die Hauptkritikpunkte. Der Überlauf ist schon recht gut in den Griff bekommen worden, einzelne Tiere mussten dennoch deswegen auch zurückgestuft werden. An einer strafferen Steigung muss weiter gearbeitet werden. Eine satte Lauffarbe hingegen ist fest in den Zuchten verankert (v SV-EB: A. Weißen, hv: H. Schulze).

19,38 Gelb-Weißgesperberte (SR René Roux) zeigten sich erfreulicherweise von der Meldezahl her deutlich im Aufwind und auch die Qualität war wesentlich verbessert, obwohl die Färbungsvariationen nicht immer einheitlich waren. Die typische Formanlage bei langen Körpern ist vielfach schon vorhanden. Die Kopfpunkte waren schon recht typisch und auch Lauffarbe und Steigung wurden vielfach positiv vermerkt.
Bei den Hähnen sahen wir schöne, frei stehende Tiere mit meist guter Oberlinie und breitem Abschluss, während die Brusttiefe noch etwas markanter gewünscht wurde. Auch wenn die meisten Tiere in der Oberfarbe sehr überzeugend daher kamen, so zeigte sich das eigentliche Problem oftmals erst in der Färbung der Schwingen und des Flügeldreiecks. Zwar tut eine zuchtstandsbezogene Bewertung derselben momentan noch Not, aber Areale von mehreren Zentimetern mit Weiß- oder Schwarzeinlagerungen am Stück sind für sg nicht mehr gut genug, vor allem wenn man bedenkt, dass die Musterbeschreibung hier eine Sperberung vorsieht (v: O. Klemm, hv: S. Siegmann).
Bei einigen 0,1 konnte die Steigung etwas gezogener und die Abschlüsse noch etwas gefüllter sein, während Lauffarbe, Standhöhe und Kopfpunkte in den meisten Fällen positiv vermerkt wurden. In farblicher Hinsicht muss festgehalten werden, dass eine verwaschene Mantelfarbe mit Weiß- und Gelbanteil ebenso wenig das Ideal sein kann wie Tiere, die in der Grundfarbe schon etwas fuchsig werden. Im Idealfall ist jede Feder bis in den Schenkelbereich gesperbert. Schwarzpigmente in Schwingen und Schwanz der Henne bleiben ein zweischneidiges Schwert. Auch im neuen Standard nicht explizit definiert sollten sich hier alle beteiligten Züchter erst einmal darüber einigen, ob diese Schwarzeinlagerungen gewünscht, nur toleriert oder als Fernziel sogar abgelehnt werden sollten. Die Spitzentiere zeigten neben einer guten Form schon eine recht klare Sperberung (v: J. Kaleja, hv: O. Klemm und 2mal J. Kaleja).

18,21 Kennfarbige waren wohl die positivste Überraschung dieser HSS. Sie haben erfreulicherweise im Vergleich zum Vorjahr sowohl in quantitativer als auch in qualitativer Hinsicht einen Quantensprung vollzogen und wurden von den beiden SR Wolfgang Roschke und René Roux bewertet.
Auch wenn bei den Hähnen Steigung, Körperlänge und Abschlussfülle hier und da noch etwas edler sein konnten, so passten die Formanlagen doch in den meisten Fällen, ebenso zeigten sich die Kopfpunkte zwar noch etwas grob, aber dennoch wesentlich verbessert. Auch farblich ist einiges erreicht worden. In Zukunft sollte auf nicht zu strohige Halsfarbe und ein dreifarbiges Flügeldreieck weiter geachtet werden. Für den Dreiklang sind eine richtige Ausfärbung von Hals, Decken (rötlich) und Sattel (dunkler als Hals) essentiell. Da wir keine Kennsperber, sondern Kennfarbige züchten wollen, verlangen wir eine rein gesperberte Brustfarbe, sodass eine weitere Zurückdrängung der störenden Braunanteile aus Brust und Schenkel, die wir momentan aufgrund des Zuchtstands noch in Maßen tolerieren müssen, für die nächsten Jahre weit oben auf der Agenda stehen wird (hv: Th. Rell).
Die Hennen zeigten sich mit relativ großer Variation, waren aber alle noch im gesetzten Rahmen. Manche konnten etwas freier stehen, andere sollten eine gezogenere Steigung zeigen und wieder andere in Kämmen und Abschlussbreite etwas feiner sein. Wir verlangen eine rebhuhnfarbige Henne mit Sperberung, nicht mehr und nicht weniger. Die Grundfarbe passte in den meisten Fällen, auch wenn eine Zurückdrängung des Rosts weiterhin nötig sein wird. Ebenso sollte die Rieselung besser verteilt und teilweise die Sperberung noch deutlicher sein. Hier zeigt sich das Problem, dass wir meist Hennen sehen, bei denen entweder die Sperberung oder die Grundfarbe etwas zu dominierend ist. Auch eine reinere Lachsbrust wird in den kommenden Jahren anzustreben sein (v SV-EB und hv: H. Schierholz).

So viel zu den Tieren der 43. HSS.
Der Unterzeichner wünscht allen Züchtern ein erfolgreiches Zuchtjahr 2012 und freut sich auf ein Wiedersehen bei der 44. HSS, die von 9.-11. November 2012 in Coburg (Bayern) als Werner-Schulze-Gedächtnis-Schau stattfinden wird. Vielleicht gelingt es uns ja das tolle Meldeergebnis von Bückeburg noch einmal zu steigern.

René Roux




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